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Andreas von Rétyi

Die Reihe der spektakulären Feuerbälle setzt sich fort. Nach Alberta in Kanada und Colorado in den USA folgt nun ein heller Bolide über dem Norden Deutschlands, Dänemark und Südschweden: Am Samstagabend wurden zahlreiche Menschen Zeugen eines beunruhigenden Himmelsphänomens.

Am Abend des vergangenen Samstag gingen etliche Anrufe verunsicherter und besorgter Augenzeugen bei Behörden und Rettungskräften ein. Auch Polizeibeamte meldeten sich von ihrer Streifenfahrt und schilderten Ungewöhnliches. Am Himmel habe es einen grellen Lichtblitz gegeben, der die Landschaft in unwirkliches Weiß tauchte. Der Feuerball selbst wird allerdings meist als bläulich-grün beschrieben. Dem gleißend hellen Blitz folgten ein dumpfes Grollen sowie eine leichte Druckwelle. Was war geschehen? Weit und breit kein Gewitter, kein Wetterleuchten, kein Feuerwerk. Vielleicht ein Flugzeugabsturz so kurz nach dem Hudson-Wunder – oder ein unidentifiziertes Flugobjekt? Doch diesbezüglich Entwarnung, alles ruhig bei der deutschen Flugsicherung.

Sämtliche bisherigen Einzelheiten deuten darauf hin, dass am Samstag wieder ein kosmischer Körper in die Erdatmosphäre eindrang und als sehr heller Feuerball verglühte. Mittlerweile liegen auch Bilder und Videos des beeindruckenden Phänomens vor, die diese Erklärung ebenfalls unterstützen. Ein militärisches Experiment oberhalb oder innerhalb der Atmosphäre, ein Satellitenabsturz oder aber ein Iridium-Flare (starke Reflexion von Sonnenlicht an der Hauptantenne vonIridium-Kommunikationssatelliten), sind allesamt auszuschließen. Auch Grollen und Druckwelle, wie sie von einer Zeugin in Rostock wahrgenommen wurden, sprechen für einen Meteoritenabsturz. Diese Begleitphänomene sind bei größeren Feuerbällen schon lange bekannt. Bereits im 11. Jahrhundert beschrieb der islamische Arzt und Philosoph Avicenna eine Reihe von Meteoritenfällen in Ägypten und Persien, von denen Furcht einflößender Lärm ausgegangen sei. In späteren Jahrhunderten verglichen Zeugen diese Geräusche mit Kanonendonner und Gewehrfeuer. Wenn Teile des kosmischen Körpers beim Durchflug durch die Atmosphäre absplittern, erzeugt jedes davon seine eigene Geräuschkulisse, alles in allem ein Knattern ähnlich wie beim Silvester-Feuerwerk. Zum Überschallknall gesellen sich rollende Geräusche von Luftwirbeln, die der Bolide wie eine Schleppe hinter sich her zieht.

Noch ist nicht geklärt, ob es sich nun wirklich um einen Meteoroiden gehandelt hat, der über Deutschland detonierte. Wenn ja, könnten auch einige Brocken runtergeprasselt sein. Doch bis jetzt zumindest gibt es keine Hinweise auf entstandene Schäden. Der Feuerball war von weiten Teilen Norddeutschland aus zu sehen, er zeigte sich gegen 20.10 Uhr über Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Hamburg. Auch von Dänemark und Südschweden aus wurde er gesehen. Ein Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Neustrelitz geht ebenso wie Meteorologen des Wetterdienstes Meteomedia auf Hiddensee von einem kosmischen Feuerball aus.

Momentan kursiert die Vermutung, das Objekt sei unweit von Rostock niedergegangen. Das ist zwar möglich, doch scheint diese Abschätzung noch zu früh. Erfahrungsgemäß werden die Entfernungen zu einem solchen Feuerball deutlich unterschätzt. Hoffentlich wird bald mehr über diesen mysteriösen Feuerball über Deutschland bekannt sein! Wir halten Sie auf dem Laufenden.


Quelle: info.kopp-verlag.de