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I-Ging

Das Buch der Wandlungen

Das I-Ging ist für die Chinesen eine Kostbarkeit, ein Werk, das sie seit Tausenden von Jahren benutzen, um den Sinn des menschlichen Lebens zu ergründen. Es wurde in vielen Sprachen übersetzt und ist bis heute eine Quelle der Einsicht und Weisheit für Menschen auf der ganzen Welt geblieben.

Das I-GING (wörtlich: Buch der Wandlungen, wie es im folgenden auch genannt wird) ist vielleicht das älteste Buch unseres Planeten und beruht wie das Alte Testament, die Pyramiden oder die großen gotischen Kathedralen auf der gemeinsamen Arbeit vieler, die sich über Jahrhunderte erstreckte. Die frühesten, dem Buch zugrunde liegenden Vorstellungen gehen wohl auf die Stammesältesten sibirischer Nomaden zurück, jener Stämme, die die Kulturen des Orients und Nordamerikas ins Leben riefen. Diese ersten Schöpfer des I GING beobachteten die Gestirne und Gezeiten, die Pflanzen und Tiere sowie die Gesetzmäßigkeiten der Naturereignisse. Zugleich erkannten sie regelmäßig wiederkehrende Beziehungsmuster in der Familie und Gesellschaft, in Handel und Politik, in der Kriegsführung und den ewig menschlichen Dramen von Liebe, Ehrgeiz, Konflikt und Ehre. Sie machten jedoch nicht den Versuch, ein geschlossenes Bild des Kosmos zu schaffen, sondern entwickelten im Laufe der Zeit Grundgedanken über die Veränderung der Dinge: ein wunderbares, ineinander verwobenes Beziehungsnetz der acht Trigramme und vierundsechzig Hexagramme. Nur deshalb kann das Buch der Wandlungen über die Jahrtausende hinweg so eindringlich zu uns sprechen, weil es gleichzeitig den Jahreslauf der Landwirtschaft und die gesellschaftlichen Ereignisse aufeinander bezieht, die höfischen Riten und die militärischen Taktiken, kosmische Vorgänge und innere Entwicklungen.

Das Buch der Wandlungen wurde immer dazu benutzt, eine bestimmte Situation herauszugreifen und Vorhersagen für die Zukunft zu machen. Wer das Buch der Wandlungen als Orakel verwendet, indem er sechsmal drei Münzen auf eine ebene Fläche wirft, hält gewissermaßen den Lauf der Zeit an. Es ist wie das Klicken eines Kameraverschlusses: Das Bild eines Augenblicks wird eingefangen, seine Bedeutung bis in alle Einzelheiten ergründbar. Diese rituelle Handlung des Zeitanhaltens (oder des "Wandels", wenn Sie wollen), steht immer unter dem Aspekt einer konkreten Frage von Ihnen. Ihr Selbst und ihre Lebensumstände werde dabei vor dem Hintergrund des sich entfaltenden Universums deutlich. In diesem Moment können Sie Einblick in Ihr Schicksal nehmen. Wenn Sie mit dem Buch der Wandlungen einen Blick in die Zukunft werfen, durch das Orakel Ihre gegenwärtige Lebenssituation erkennen wollen, so ist das wie ein Aufblättern Ihres Selbst, sein Enthüllen und Entdecken. Und in diesem Vorgang lernen Sie verstehen, daß Sie diese Welt, verwirrend und verworren wie sie ist, in Ihrem Inneren längst begriffen haben.

Das Trigramm

KIEN (Himmel): Entschlossenheit, das Schöpferische, Stärke, Kraft, Macht

DUI (See): Fröhlichkeit, Offenheit, Freude, Befriedigung, Übermaß

LI (Feuer): Das Erhellende, Klarheit, Intelligenz, Abhängigkeit, das Anhaften

DSCHEN (Donner): Das Erregende, Bewegung, Aktivität, Schock, das Wachsen

SUN (Wind): Das sanfte Wirken, kleine Anstrengungen, das durchdringende Arbeiten

KAN (Wasser): Das Geheimnisvolle, das Tiefe, Bedeutsamkeit, Gefahr, Schwierigkeit

GEN (Berg): Das Stillhalten, Ruhe Nachsinnen, das Unbewegte, Gelassenheit

KUN (Erde): Das Nachgeben, das Empfangende, das Antwortende, Ergebenheit, Unterwerfung.

DAS MÜNZORAKEL

Dazu benötigen Sie nicht mehr als drei Münzen von gleicher Größe. Halten Sie Papier und Schreibgerät bereit, überlegen Sie sich Ihre Frage und konzentrieren Sie sich. Nehmen Sie dann die Münzen in die hohlen Hände, schütteln Sie und lassen Sie sie auf eine ebene Fläche fallen. Der erste Wurf stellt die Grundlinie des Hexagramms dar. Notieren Sie dann, wie sie gefallen sind: "Kopf" stellt den Wert 3 dar, und "Zahl" den Wert 2. Aus den Summen dieser Werte ergeben sich die Linien des Hexagramms.

Notieren Sie die entsprechende Linie und wiederholen Sie das Werfen der Münzen noch fünfmal, bis Sie VON UNTEN NACH OBEN ein vollständiges Hexagramm aufgebaut haben. Wenn das so gewonnene Hexagramm keine bewegte Linie aufweist (eine weiche oder feste Linie mit einem Punkt daneben), dann handelt es sich um ein ruhendes Hexagramm gelesen wird. Wenden Sie sich in einem solchen Fall vor allem dem letzten Textabschnitt des Hexagramms zu, in dem der ruhende Zustand beschrieben wird.

Sind ein oder mehrere bewegte Linien vorhanden, dann entstehen zwei Hexagramme. So wird eine bewegte Linie (------o------) gelesen, die sich dann im entstehenden zweiten Hexagramm zu einer weichen Linie (------ ------) verändert, während alle anderen unbewegten Linien im zweiten Hexagramm unverändert bleiben. Vergleichen Sie als Beispiel die folgende Darstellung: Hier haben wir als Grundlinie eine statische Yanglinie 7, gefolgt von einer bewegten Yinlinie 6, dann eine statische Yinlinie 8, eine bewegte Yanglinie 9, eine statische Yinlinie 8 und noch eine statische Yinlinie 8.

Beim zweiten Hexagramm werden nun nur die bewegten Yang und Yinglinien umgewandelt in ihre statische Form.

Wenn Sie im angegebenen Beispiel Hexagramm 51 mit zwei bewegten Linien (der zweiten und vierten von unten) erhalten, so entsteht nach ihrer Umkehrung daraus Hexagramm 19.

Wenden Sie sich zunächst dem ersten Hexagramm zu und lesen Sie den Text von 51, in dem die grundlegende Situation und das Ihrer Frage gemäße Verhalten beschrieben werden. Dieses erste Hexagramm bezieht sich im allgemeinen auf Ihre unmittelbare Vergangenheit oder Gegenwart. Lesen Sie als nächstes den Text zu den beiden bewegten Linien, und zwar in der Reihenfolge ihres Erscheinens. Aus diesen Linien erfahren Sie die Gründe für künftige Veränderungen. Sie raten Ihnen, wie Sie Ihr gewünschtes Ziel erreichen, warnen vor drohenden Schwierigkeiten oder verheißen Glück. Wenden Sie sich zuletzt dem Text des durch die Veränderung entstandenen Hexagramms 19 zu. In ihm werden bevorstehende Entwicklungen Ihrer gegenwärtigen Situation oder des einzuschlagenden Weges beschrieben.

LESEN SIE IN KEINEM FALL DEN TEXT ZU DEN BEWEGTEN

LINIEN IM ZWEITEN HEXAGRAMM.

Um die Nummern des erhaltenen Hexagramms zu bestimmen, bedienen Sie sich der folgenden Tabelle. Die Hexagramme werden von unten nach oben gelesen, wobei die unteren drei Linien das untere Trigramm, die oberen drei das obere Trigramm darstellen. So können sie z.B. das Hexagramm 14 finden,

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in dem Sie es zunächst in das untere

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und obere Trigramm teilen

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Suchen Sie nun in der linken Spalte das untere Trigramm KIEN und verfolgen Sie die waagrechten Reihe so weit nach rechts, bis Sie auf die Spalte des oberen Trigramms LI stoßen, wo Sie die Zahl 14 sehen.