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Neuronale Bindung von Raum und Zeit

­ Das "Gamma-Band" - Neuer Frequenzbereich der Gehirnwellen entdeckt

­ Gamma-Wellen: zuständig für höhere Wahrnehmungs- und Erkenntnisfunktionen

­ ELF-Wellen und das menschliche Gehirn

von Grazyna Fosar und Franz Bludorf

Die Frequenzbereiche der elektromagnetischen Gehirnaktivitäten und die zugehörigen Bewußtseinszustände sind in den letzten Jahren auch in breiten Schichten der Öffentlichkeit bekannt geworden. Fast jeder hat wohl heute schon vom entspannten Alpha-Zustand (α) gehört, von den Theta-Wellen (θ) während unserer Träume, den langen und ruhigen Delta-Wellen (δ) des erholsamen Tiefschlafs oder den kleinen, hektischen, oft fast chaotisch anmutenden Beta-Wellen (β) während unserer unterschiedlichen Tagesaktivitäten.

Lange Zeit glaubten die Mediziner, damit das gesamte Spektrum menschlicher Gehirnaktivitäten und Bewußtseinszustände vollständig abgedeckt zu haben. Man weiß zwar schon seit über zwanzig Jahren, daß bei EEG-Aufzeichnungen auch Frequenzen oberhalb des Beta-Wellenbandes auftreten, konnte diese jedoch keiner bestimmten Aktion des Gehirns zuordnen und hielt sie daher zumeist für Artefakte, d. h. für zufällige Störfrequenzen, die möglicherweise von den Meßelektroden induziert wurden.

Erst neueste Forschungen ergaben, daß die Gamma-Wellen (γ), wie man dieses höhere Frequenzband (etwa zwischen 30 und 80 Hertz) nennt, doch vom Gehirn erzeugt werden und eine sehr wichtige Funktion erfüllen, die die Wissenschaft erst langsam zu verstehen beginnt. Diese Frequenzen charakterisieren nach derzeitigem Wissen keinen eigenen Bewußtseinszustand, sondern es handelt sich um übergeordnete Steuerfrequenzen, die weiträumig verteilte Hirnbereiche synchronisieren, sobald wir unseren Wahrnehmungen Bedeutung zuzuordnen beginnen. Die neuentdeckten Gammawellen könnten daher ein Schlüssel zum Verständnis höherer, ganzheitlicher Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse sein, möglicherweise sogar das Tor zur Hyperkommunikation öffnen (zum Begriff Hyperkommunikation s. auch "Vernetzte Intelligenz").

Inhalt:

  1. Von den Sinnesdaten zur Gestaltimpression
  2. Gamma-Wellen synchronisieren die Wahrnehmung
  3. Die Rolle der Aufmerksamkeit
  4. Konsequenzen: Was richten technische ELF-Wellen mit unserem Gehirn an?
  5. Der Stimulierte Gamma-Impuls (SGI): Menschen werden durch Brummtöne im Kopf belästigt

Von den Sinnesdaten zur Gestaltimpression

Lange Zeit war es für die Wissenschaft ein Rätsel, wie das Gehirn es leistet, von der großen Zahl aufgenommener Sinneswahrnehmungen, die zunächst ohne erkennbaren Zusammenhang sind, zur bewußten Wahrnehmung ganzheitlicher Objekte zu gelangen.

Ein Beispiel: Wir stehen auf einer Straße und sehen ein Auto vorüberfahren. Damit uns diese scheinbar lapidare Tatsache bewußt wird, muß das Gehirn eine erhebliche Vorarbeit leisten. Zunächst setzt sich die Wahrnehmung "Auto fährt vorbei" aus Daten höchst unterschiedlicher Sinnesorgane zusammen: Unsere Augen liefern uns eine Folge von Bildern, die das bewegte Auto zeigen. Gleichzeitig nimmt unser Ohr das Motorengeräusch auf. Unsere Nase registriert den Geruch der Abgase, und die Sinneszellen unserer Haut registrieren den Fahrtwind.

Die Gesamtheit dieser komplexen Datenstrukturen - Psychologen sprechen auch von einer Gestaltwahrnehmung - führen uns erst zu der Erkenntnis, daß ein Auto an uns vorbeigefahren ist. Dieser Prozeß der sogenannten "Bindung" der einzelnen Daten, wie es Neurophysiologen nennen, läuft bei aller Kompliziertheit in Sekundenbruchteilen ab, ohne daß wir bewußt darauf Einfluß nehmen müßten. Seit der Mensch mit Hilfe von Computern versucht, Intelligenz künstlich nachzuvollziehen, können wir erst ermessen, welch grandiose Leistung das Gehirn hier Tag für Tag vollbringen muß, und im Grunde war es lange Zeit ein Rätsel, wie diese Integrationsleistung überhaupt möglich ist.

Zunächst landen die Daten der Sinnesorgane erst einmal in vollkommen unterschiedlichen Hirnbereichen. Die visuellen Eindrücke werden von den Augen über die Sehnerven ins Sehzentrum geleitet, das im Okzipitallappen des Großhirns, im Bereich des Hinterkopfes, gelegen ist. Die Höreindrücke hingegen landen in den beiden Temporallappen (Schläfenlappen) an der Seite. Die Tast- und Gefühlseindrücke werden zunächst im Bereich der Parietallappen (Scheitellappen) des Großhirns verarbeitet usw. Wie kann das Gehirn aus diesen weiträumig verteilten Daten einen integrierten Gesamteindruck erzeugen, der uns sagt: "Das Auto fährt, es macht dabei Lärm und Wind und stinkt."

Doch damit noch nicht genug. Die visuellen Eindrücke zum Beispiel werden im Bereich des Sehrindenfeldes weiter in Einzelheiten, sogenannte "Low-Level-Daten", zerlegt, da ein so komplexes Muster wie der bildliche Eindruck eines Autos nicht von einer einzelnen Nervenzelle erledigt werden kann. Da gibt es Zellen, die speziell die wahrgenommenen FarbenAbmessungen, Tiefe, Höhe etc. der wahrgenommenen Gestalt, weitere hingegen der Form usw. Erst auf diese Weise wird echtes Wiedererkennen von Mustern möglich, das ja nicht einfach darin besteht das heutige Bild mit früher gesehenen zur Deckung zu bringen. Erst durch die Separation von Details können wir kategorisieren, also einordnen, und nur so ist es uns möglich, eine Gestaltimpression als "Auto" zu erkennen, egal ob es ein Mercedes oder ein Volkswagen ist, ob es nun rot oder grün lackiert ist, ob es ein Cabriolet, eine Limousine oder ein Lieferwagen ist. Auch für die neuesten Computer unserer Tage ist dies noch eine fast unlösbare Aufgabe. Jedes Kind hingegen leistet dies in seinem Gehirn mit Leichtigkeit. verarbeiten. Andere wiederum widmen sich den Daten hinsichtlich der

Nachdem also diese Einordnung durch Zerlegung der Sinnesdaten und Verteilung auf unterschiedliche Hirnbereiche erfolgt ist, muß ein Mechanismus existieren, der dafür sorgt, daß wir dennoch das Ganze quasi gleichzeitig als ganzheitliche Wahrnehmung eines Objekts, in diesem Fall "vorbeifahrendes Auto" erfahren.

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Gamma-Wellen synchronisieren die Wahrnehmung

In der Tat ist dies der Fall. Alle Nervenzellen, die an der Gestaltimpression beteiligte Daten verarbeiten, "feuern" gleichzeitig und vermitteln uns so den bewußten ganzheitlichen Eindruck. Daß eine so große Zahl von Neuronen, die noch dazu weit über das ganze Großhirn verstreut sind und in vollkommen unterschiedlichen Gehirnregionen liegen, überhaupt so auf Kommando - absolut gleichzeitig ohne jede Verzögerung - reagieren können, beruht auf einem Synchronisationsmechanismus. Jede der betroffenen Nervenzellen schwingt mit der gleichen Frequenz, und das ohne jede Phasenverschiebung.

Niemand weiß bis heute, wie das möglich ist und von wo das gesteuert wird. Wäre zum Beispiel eines der Neuronen Ausgangspunkt und würde dieses als erstes zu schwingen beginnen und damit die anderen zum Mitschwingen anregen (wie auch immer, da die betroffenen Hirnbereiche vollkommen unzusammenhängend sind), so müßte es aufgrund der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Signals zumindest zu einer minimalen Phasenverschiebung kommen., d. h. das früher gestartete Signal müßte immer den anderen etwas vorauseilen. Die Größe dieser Phasenverschiebung müßte von der Entfernung der einzelnen Gehirnareale voneinander abhängen. Dies ist jedoch nicht das, was man beobachtet hat. Wie gesagt: alle betroffenen Neuronen schwingen vollkommen synchron mit der gleichen Frequenz. Auch wenn es hierfür noch keine experimentellen Beweise gibt - die einzige plausible Erklärung ist, daß die Synchronisierung von außerhalb des Gehirns erfolgt, aus einem Bereich außerhalb von Raum und Zeit, und daß alle in Frage kommenden Neuronen gleichzeitig zum Schwingen angeregt werden.

Diese gemeinsame Synchronisationsfrequenz liegt im Bereich des inzwischen so genannten Gamma-Bandes, über dessen genaue Grenzwerte noch keine restlose Einigkeit unter den Wissenschaftlern besteht, sowohl im unteren Bereich (d. h. welche Frequenzen noch als höhere Beta-Wellen und welche schon als niedere Gamma-Wellen anzusehen sind), als auch im Bereich der oberen Grenze (bis wohin geht das Gamma-Spektrum nach oben?). In der Regel wird die Grenze zwischen Beta- und Gamma-Bereich zwischen 25 und 30 Hz angesiedelt, der obere Grenzwert hingegen bei ca. 80 Hz (Genaueres über Gehirnfrequenzen und Bewusstseinszustände in unseren Büchern „Zaubergesang“ und „Vernetzte Intelligenz“).

(Achtung: Diese Gamma-Wellen sind nicht zu verwechseln mit der bereits seit langem bekannten Gammastrahlung, einer sehr harten Form der Radioaktivität, die in einem vollkommen anderen Frequenzbereich liegt).

Frequenzband

Frequenzbereich (Hz)

Bedeutung

Delta

1-3

Tiefschlaf, Koma

Theta

4-7

Traumschlaf, Trance, Tiefenmeditation, Hypnose, normaler Bewußtseinszustand bei Kleinkindern und höheren Säugetieren

Alpha

8-12

entspannter Wachzustand bei geschlossenen Augen, Meditation

Beta

13-30

angespannter Wachzustand, normale Tagesaktivität bei geöffneten Augen

Gamma

30-80

Bindung und Aufmerksamkeit, Integration von Sinnesdaten zu Gestaltimpressionen, Bindung von Raum und Zeit

Tabelle 1: Das elektromagnetische Frequenzspektrum des menschlichen Gehirns

Viele Wissenschaftler fassen die Leistung der Gamma-Wellen zusammen unter dem Oberbegriff "neuronale Bindung von Raum und Zeit", da durch sie erst unterschiedliche Sinnesdaten in unserem Bewußtsein einem festen Ort und einem bestimmten Zeitpunkt zugeordnet werden können. Vielleicht vermitteln sie uns sogar das Zeitempfinden an sich. Unter dem Titel "Neuronale Bindung von Raum und Zeit" fand auch kürzlich ein interdisziplinäres Symposium am Max-Planck-Institut für kognitive Neurowissenschaften in Leipzig statt, an dem Psychologen, Neurophysiologen und Computerwissenschaftler gemeinsam durch Gedankenaustausch den Erkenntnisstand in diesem faszinierenden neuen Forschungsgebiet voranzubringen versuchten.

Es ist kein Wunder, daß dieses "neue" Gehirnwellenband (das in Wahrheit natürlich uralt ist und bereits den Insekten seit Hunderten von Millionen Jahren zur Verfügung steht) erst mit jahrzehntelanger Verspätung entdeckt wurde, verglichen mit den allbekannten Alpha- oder Betawellen. Nicht nur, daß wir zum Verständnis der Vorgänge bereits eine Vorstellung von neuronalen Netzwerken (und damit als grob vereinfachtes Modell von Computer-Netzwerken) benötigen. Die gesamte Fragestellung muß nicht nur interdisziplinär, sondern auch mit ganzheitlichem Blick untersucht werden, wofür erst das neue wissenschaftliche Paradigma überhaupt eine Grundlage liefert. Es ist unmittelbar einsichtig, daß die klassisch-analytischen Methoden der Zerlegung in Einzelteile (hier: einzelne Nervenzellen) in diesem speziellen Fall nichts bringen können, sondern im Gegenteil den Effekt sogar für den untersuchenden Wissenschaftler verschleiern.

Durch ganzheitliche Schau konnten die Wissenschaftler hingegen bereits jetzt durch Untersuchung der Gamma-Wellen des Gehirns im EEG hochinteressante Erkenntnisse gewinnen, welche Hirnbereiche bei bestimmten Wahrnehmungen mit aktiviert werden. Eines dieser interessanten Resultate sind unterschiedliche Reaktionen des Gehirns auf Höreindrücke von unterschiedlichen Worten: Beim Hören von Substantiven wird immer auch das Sehzentrum im Hinterhauptsbereich mit aktiviert, beim Hören von Verben dagegen das motorische Zentrum. Die Erklärung ist einfach: Substantive beziehen sich in der Regel auf Objekte, von denen man sich eine bildliche Vorstellung machen kann (zumindest in den elementarsten Bereichen der Alltagssprache. Natürlich gibt es auch abstrakte Begriffe, die in der Regel von anderen Worttypen, etwa Verben, abgeleitet sind, z. B. das Wort Gefühl, das vom Verb fühlen abstammt und für das natürlich keine bildliche Vorstellung existiert). Verben hingegen drücken zumeist eine Aktivität aus, die dann ebenfalls in der Vorstellung in den für Bewegungen zuständigen Hirnbereichen nachvollzogen werden kann.

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Die Rolle der Aufmerksamkeit

Die Entdeckung der Gamma-Wellen als synchronisierendes Trägersignal für die Bindung von Sinneseindrücken führt auch zum Verständnis eines weiteren rätselhaften Effektes unserer Wahrnehmung. Um ihn zu verstehen, kehren wir kurz noch einmal zum Beispiel des vorbeifahrenden Autos zurück.

Wir hatten angeführt, aus welchen unterschiedlichen visuellen, auditiven und sonstigen Sinneseindrücken sich die gesamte Gestaltimpression zusammensetzt. Gleichzeitig strömen jedoch im selben Moment weitere Sinnesdaten in unser Gehirn ein. Vielleicht fliegt am Himmel ein Düsenjäger mit einem Überschallknall über uns hinweg, im Baum zwitschern Vögel, der Wind raschelt im Laub, vorübergehende Menschen reden und lachen. Wie ist es möglich, daß unser Gehirn so differenziert, daß es diese Sinnesdaten nicht zum Gesamteindruck "Auto" hinzufügt, obwohl sie zur selben Zeit empfangen wurden, sondern nur diejenigen, die wirklich zum Auto gehören?

Wir müssen im Moment davon ausgehen, daß wir uns wirklich auf das vorübergehende Auto konzentrieren, also unsere Aufmerksamkeit darauf richten. In solch einem Fall, das haben Untersuchungen ergeben, wird die Unterscheidung in "relevante" Daten (d. h. zum Objekt unserer Aufmerksamkeit gehörig) und "irrelevante" Daten ebenfalls mit Hilfe der Gamma-Wellen getroffen.

Zunächst - also vor Eintreffen der Sinnesreize - erfolgt ein globales Gamma-Signal, das allen eintreffenden Daten aufgeprägt wird. Dies könnte eine Art Zeittaktgeber sein, der die Daten einem Punkt in Raum und Zeit zuordnet. Selbst wenn wir uns auf das Auto konzentrieren, nehmen wir die anderen Geräusche und Bilder ja dennoch wahr. Dieses "frühe" oder "prä-stimulus"-Signal dient also dazu, das Objekt unserer Aufmerksamkeit in ein ganzheitliches Bild aller Sinnesinformationen einzubetten. Wir sehen das Auto eben in einer bestimmten Straße, in der Bäume stehen, Vögel zwitschern etc., selbst wenn wir dies gar nicht bewußt zur Kenntnis nehmen.

Zusätzlich entsteht aber nach Eintreffen der Sinnesreize noch ein zweites Gamma-Signal, das "späte" oder "post-stimulus"-Signal, das jetzt aber nur noch "relevante" Daten synchronisiert. Dadurch werden wir in die Lage versetzt, ein Auto als Auto wahrzunehmen, ohne dabei den Eindruck zu gewinnen, es würde etwa wie ein Vogel zwitschern.

Wohlgemerkt: Diese Differenzierung der Behandlung von Sinnesdaten als "relevant" und "irrelevant" ist nicht etwa eine Eigenschaft des wahrgenommenen bzw. wiedererkannten Objekts, also des Autos, sondern basiert auf der Tatsache, worauf wir gerade unsere Aufmerksamkeit richten. Ein anderer Mensch, der neben uns steht, beobachtet vielleicht im gleichen Moment den Vogel im Baum. Obwohl ihn die gleichen Sinnesdaten erreichen, läuft in seinem Gehirn etwas vollkommen anderes ab. Alle Daten hinsichtlich des Autos gelten als "irrelevant" und erhalten daher nur das "frühe" Gamma-Signal. Das heißt, er hört zwar das Auto fahren, sieht es eventuell auch, kümmert sich aber nicht weiter darum. Gleichzeitig bindet der "späte" Gamma-Impuls alle für den zwitschernden Vogel relevanten Daten zusammen - den Klang des Gesangs, die Größe, die Farbe des Gefieders. Möglicherweise wird er uns hinterher klar sagen können, was für ein Vogel dort im Baum saß und sang, während er keine Ahnung davon hatte, welches Fabrikat der vorbeifahrende Wagen war. Für uns, die wir das Auto beobachteten, gilt das Gegenteil.

Es muß klar sein, daß mit Hilfe der Gamma-Wellen nur erklärbar ist, wie unser Gehirn "relevante Informationen" von Hintergrundinformationen abgrenzt (und uns auf raffinierte Weise mit der Technik des frühen und späten Signals dennoch ermöglicht, alles bewußt als Gesamtheit wahrzunehmen). Es erklärt nicht, wie bzw. wo die Auswahl getroffen wird, was also momentan als "relevant" betrachtet wird, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Es ist eher eine Art Hierarchie:

  1. Die Aufmerksamkeit steuert die Erzeugung der frühen und späten Gamma-Signale
  2. Die Gamma-Signale binden relevante Daten zu einer integrierten Gestaltwahrnehmung zusammen
  3. Die Gestaltwahrnehmung wird uns als Ganzes bewußt, eingebettet in einen ebenfalls bewußt wahrnehmbaren Hintergrund, um den wir uns aber nicht weiter kümmern.

Es gibt auch bislang keine Hinweise, daß der Ausgangspunkt dieser Hierarchie, also der Ort, wo die Auswahl getroffen wird, irgendwo im Gehirn lokalisierbar wäre. Wie schon erwähnt, sprechen die Befunde eher dagegen, daß ein solcher Ort je entdeckt wird, denn die Gamma-Wellen sind über weit verstreute Hirnregionen hinweg so exakt in Phase, daß keine von ihnen "die erste" gewesen sein kann.

Das, was diese Auswahl trifft, ist aber im Grunde zu umschreiben mit Begriffen wie "freier Wille", "Möglichkeit, bewußt zu wählen" etc. Diese bislang rein philosophischen Begriffe sind also trotz der Entdeckung der Gamma-Wellen den Naturwissenschaftlern wieder einmal durch die Lappen gegangen.

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Konsequenzen: Was richten technische ELF-Wellen mit unserem Gehirn an?

Bislang haben wir uns nur die faszinierenden Erkenntnisse angesehen, die aus der Entdeckung der Gamma-Wellen für das Verständnis unserer Wahrnehmung folgen. Doch vergessen wir nicht, diese Mechanismen wurden im Verlauf der Evolution entwickelt, während der Mensch in einer natürlichen (naturbelassenen) Umwelt wohnte.

Wie wir wissen, umgeben uns in unserer Umwelt auch eine Vielzahl von elektromagnetischen Frequenzen. Die wichtigsten davon, die Schumann-oder Erdresonanzfrequenzen, liegen dabei in einem Bereich, der auch zu unseren Gehirnfrequenzen synchron läuft (vgl. Fosar/Bludorf: Zaubergesang). Die erste Schumann-Resonanz z. B. liegt derzeit bei knapp 8 Hz, also am unteren Rand des Alpha-Bereiches, die nächsthöheren Resonanzen liegen im Beta-Spektrum: 14, 20, 26 Hz bzw. im unteren Gamma-Band: 33, 44 und 50 Hz.

Es ist naheliegend, daß unser Gehirn nicht zufällig Frequenzen im gleichen Bereich erzeugt, sondern daß dies ein Resultat der Anpassung im Verlauf der Evolution ist. Dadurch können wir auf unbewußter Ebene mit der Erde und anderen Lebewesen kommunizieren, wobei die äußerst weitreichenden Schumann-Resonanzwellen (ELF-Wellen) als Überträger dienen können (vgl. auch "Zaubergesang" und "Vernetzte Intelligenz") Auf jeden Fall ist auszuschließen, daß zum Beispiel unsere kognitive Wahrnehmung bzw. der freie Wille unserer Auswahl, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten wollen, durch natürliche Schumann-Frequenzen gestört würde. Beispielsweise hat man herausgefunden, daß die Bindung von visuellen Eindrücken im Gamma-Spektrum im Bereich von etwa 40 Hz erfolgt. Die Bindungsfrequenz auditiver (akustischer) Daten liegt etwas niedriger, bei etwa 25-35 Hz. Der Vergleich mit dem Schumann-Spektrum zeigt, daß unser Gehirn geeignete Frequenzfenster gefunden hat, in denen eine Störung der freien Wahl unserer Aufmerksamkeit durch äußere Signale nicht gestört wird (oder allenfalls dann, wenn sie z. B. von Artgenossen ausgehen, die ihre Aufmerksamkeit auf etwas richten und dabei eine 40-Hz-Steuerfrequenz erzeugen. Dies könnte ein Auslöser für das Gruppenbewußtsein sein, vgl. auch "Vernetzte Intelligenz").

Wie sieht es nun aber im Fall technischer elektromagnetischer Felder aus? Beeinflussen sie vielleicht auf bislang unbekannte Weise die Gamma-Wellen und stören dadurch unsere Wahrnehmungsprozesse?

Für die meisten technischen Felder dürfte dies nicht zutreffen. Radio-, Fernseh- und Telekommunikationsfrequenzen liegen um Größenordnungen oberhalb der hier in Frage kommenden Frequenzen. Die Gefährlichkeit etwa von Handy-Frequenzen liegt auf anderen Ebenen:

  1. Als harmonische Oberwellen der Eigenfrequenz der DNA können sie direkt auf unsere Erbsubstanz einwirken (vgl. auch "Vernetzte Intelligenz")
  2. Handy-Frequenzen sind im Bereich von ca. 8 Hz gepulst, also im unteren Alpha-Bereich. Dies führt zu einer direkten Wechselwirkung mit dem Gehirn, allerdings im Alpha-Band. Die Gefahr liegt darin, daß - wie der Biophysiker Lebrecht von Klitzing es formuliert - hier einem chaotischen System ein fremder Ordnungszustand aufgezwungen wird. Oder einfacher ausgedrückt: natürliche Gehirnwellen sind nie regelmäßig. Sie können aber durch äußere Frequenzen, z. B. die Handy-Modulationen, in Resonanz zu einem solchen regelmäßigen Frequenzmuster treten und es quasi im Gehirn nachahmen. Ob das gut oder schlecht ist, ist eine zweite Frage. Zumindest ist es unnatürlich.

In manchen Bereichen nutzt die Technik allerdings auch direkt Frequenzen im ELF-Bereich. Die bekanntesten Beispiele sind die Frequenz unseres Haushaltsstroms (50 Hz), militärische Kommunikationsfrequenzen ("Teddybär-Frequenzen", ca. 76-80 Hz) sowie die Kommunikationsfrequenz schnurloser Haustelefone (100 Hz). Zumindest die erstgenannten beiden Beispiele liegen im Bereich der inzwischen bekannt gewordenen Gamma-Frequenzen.

Noch niemand weiß genau, wie zum Beispiel die höheren Gamma-Frequenzen auf unsere Wahrnehmungsprozesse einwirken. Zu stichprobenartig sind bislang die Untersuchungen bestimmter Frequenzfenster (z.B. 40 Hz). Es ist also durchaus anzunehmen, daß die Netzfrequenz unseres Wechselstromnetzes bzw. die Teddybär-Frequenzen auf die Gamma-Aktivitäten unseres Gehirns Einfluß nehmen, was sich auch in langfristigen Veränderungen im hochfrequenten Abschnitt des EEG zeigen dürfte.

Die Gefahr durch den allgegenwärtigen 50-Hz-Netzstrom dürfte zur Zeit noch vernachlässigbar sein. Der Grund ist, daß die Netzfrequenz unmoduliert ist. Es ist ein reiner Sinuston, der unserem Gehirn keine bestimmten Informationsmuster aufzuzwingen versucht. Er dürfte daher auch kaum EEG-Veränderungen auslösen oder Wahrnehmungsprozesse beeinflussen. Dies könnte sich allerdings schnell ändern, wenn in absehbarer Zeit die Powerline-Technologie zum Einsatz käme, mit der das Stromnetz als preiswerter Breitband-Übertragungskanal für Telefongespräche und Internet genutzt werden soll (s. hierzu unseren Artikel "Internet aus der Steckdose - die lautlose Gefahr").

Der Stimulierte Gamma-Impuls (SGI): Menschen werden durch Brummtöne im Kopf belästigt

Ganz anders sieht es bei den heutzutage auch schon fast allgegenwärtigen "Teddybär"-Frequenzen aus. Hier ist die Wechselwirkung mit dem Gehirn auch schon nachweisbar, da in einigen Schwerpunktregionen (Berlin, Stuttgart, Köln, Hannover, München) ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung diese Frequenzen als Brummton (Stimulated Gamma Impulse – SGI) hören kann. Ähnliche Phänomene wurden auch aus anderen Ländern wie den USA (u.a. das berühmte Taos-Hum in der Stadt Taos, New Mexico), Großbritannien, Schweden, Polen, Schweiz etc. gemeldet.

Als Stimulierten Gamma-Impuls bezeichnet man einen künstlich erzeugten kortikalen Höreindruck, der mit Hilfe elektromagnetischer Wellen im Bereich des Gamma-Bandes unter Umgehung des Ohres direkt über die Haut ins Gehirn übertragen wird.

Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Möglichkeit, elektromagnetische Frequenzen über die Haut (bzw. die Nervenzellen der Haut) direkt in die Temporallappen des Gehirns (und damit ins Hörzentrum) zu übertragen, wo sie dann Geräuscheindrücke erzeugen, sind in den USA seit Jahren bekannt. Sie führten dort zur Entwicklung einer vollkommen neuen Generation von Hörhilfen für Hörbehinderte, die sogar bei Gehörlosen funktionieren. Hierüber bestehen bereits mehrere Patente.

In diesem Zusammenhang ist die Tatsache außerordentlich bedeutsam, daß die Störfrequenzen der "Teddybär"-Antennen im Bereich des Gamma-Bandes liegen. Die "Teddybär"-Frequenzen sind moduliert, und zwar ähnlich wie bei der Telekommunikation im Bereich zwischen 7 und 8 Hz. Damit können sie dem Gehirn künstliche Informationsmuster aufzwingen, und zwar im Bereich der Gamma-Frequenzen.

Berücksichtigt man die Funktion dieser Gehirnwellen, so könnte eine Konsequenz sein, daß die Fokussierung der gerichteten Aufmerksamkeit gestört wird oder bei der Bindung von Sinnesdaten die Unterscheidung zwischen relevanten und irrelevanten Daten nicht mehr eindeutig getroffen werden kann. Das Ergebnis wären Konzentrationsstörungen und ein Zustand der Desorientierung.

Interessanterweise werden genau solche Symptome von Menschen gemeldet, die vom Stimulierten Gamma-Impuls (Stimulated Gamma Impulse) betroffen sind, d. h. zu bestimmten Zeiten oder sogar andauernd Brummtöne hören können, oder - allgemeiner gesprochen - unter dem chronischen Müdigkeitssyndrom (CFIDS) leiden. Ein direkter Zusammenhang mit den ELF-Wellen als Verursacher ist also durchaus naheliegend.

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Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren gestattet!

Weitere Informationen darüber, wie elektromagnetische Wellen und modulierte Radiofrequenzen auf das Gehirn und die Erbsubstanz in unseren Zellen wirken, finden Sie in unserem neu erschienenen Buch "Vernetzte Intelligenz - Die Natur geht online - Gruppenbewußtsein · Genetik · Gravitation".

Kontakt zu den Autoren:Grazyna Fosar · Franz Bludorf · Postfach 242 · D-12112 Berlin · Fax: 030-79 01 48 94 · E-mail: mail@fosar-bludorf.com